Da wir die Malerarbeiten in Eigenleistung erbringen wollten, hatten wir uns vorab ausführlich informiert, was denn für uns machbar sein würde. Tapezieren haben wir uns nicht zugetraut, daher fiel unsere Wahl auf Rollputz, aus den folgenden Gründen:
- Es ergibt im fertigen Zustand eine ähnliche Struktur wie Rauhfaser
- Die Oberfläche wird hart (das ist wegen der relativ weichen Rigipsplatten erstrebenswert, sonst bekommt man bei leichten Stößen schon mal Dellen in die Wand)
- (Angeblich) einfach zu verarbeiten
Unsere Wahl fiel auf Knauf Easyputz. Das Funktionsprinzip ist aber bei allen Rollputzen gleich. Er sollte laut Beschreibung für alle bei uns relevanten Untergründe (Rigipsplatten an den Wänden, Beton an den Decken) geeignet sein. Die Arbeitsschritte sehen wie folgt aus:
- Vorbehandlung der Untergründe mit Knauf Sperrgrund (gibt den unterschiedlichen Untergründen gleichförmige Saugkraft und Struktur, sollte decken)
- Auftragen des gut durchgerührten (!) Rollputzes mit einer Auftragswalze (die ist sehr langflorig, damit man ordentlich Material aufbringt)
- Strukturieren des aufgetragenen Putzes mit einer Finishwalze (die ist von Knauf sehr kurzflorig) innerhalb von 15 - 20 Minuten nach dem Auftragen.
Mit Knauf Sperrgrund
Mit Knauf Easyputz
Ich hatte mir vorher überlegt, dass man - um ein perfektes Ergebnis zu erzielen - jeden Raum drei mal bearbeiten muss: einmal die Decke (mit abgeklebten Wänden), einmal die "geraden Wände" (mit abgeklebter Decke und restlichen Wänden) und einmal die "ungeraden Wände", mit entsprechenden Trocknungszeiten und erneuten Abklebezeiten dazwischen. Ansonsten würde man sich beim Arbeiten mit der Finishwalze in den Ecken die Struktur immer wieder selbst zerstören.
Außerdem macht es Sinn, die Arbeit zu zweit zu erledigen: eine Person trägt auf, die zweite geht mit der Finishwalze hinterher.
Wir haben also im unwichtigsten Raum (Schlafzimmer) mit der Decke angefangen, wobei die Wände abgeklebt waren. Die Arbeit war alles andere als angenehm. Zum einen spritzt es extrem, sehr viel mehr als Dispersionsfarbe (ein Ganzkörper-Overall und eine Schutzbrille sind Pflicht!). Zum anderen ist die Überkopfarbeit extrem anstrengend. Der Auftragende kann noch mit einer Teleskopstange arbeiten, aber der Finisher muss auf eine Leiter steigen, und nah an die Oberfläche ran gehen, sonst sieht man die geschaffene Struktur nicht richtig. Und das heißt dann eben alle paar Minuten die Leiter wieder weiterrücken wieder raufklettern etc.
Nach dem ersten Raum war klar: die Decken werden nur noch gestrichen, da kommt in den anderen Räumen kein Rollputz drauf, das ist definitiv zu anstrengend!
Nach dem Trocknen fällt ebenfalls negativ auf: es deckt nach zweimal Sperrgrund und einmal Rollputz immer noch nicht!!! Es ist also jetzt schon klar, dass man am Ende nochmal mit Dispersionsfarbe drüber gehen muss! Das hatten wir uns definitiv anders vorgestellt.
Wir wollten dem Rollputz für die Wände aber doch noch eine Chance geben. Der zweite Durchgang betraf dann die Wände. Auch hier waren wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden:
Obwohl wir vor dem Auftragen 5 Minuten mit dem elektrischen Quirl gerührt haben, ist der Auftrag sehr ungleichmäßig. Es gibt Stellen mit viel Struktur / Körnung und Stellen mit sehr wenig oder gar keiner Struktur / Körnung, und selbst mit sehr viel Rollen bekommt man es nicht verteilt. Dort, wo man mit der Auftragsrolle zum ersten Mal die Wand berührt, ist viel Körnung, und daneben nimmt es immer weiter ab. Auch mit der Finishwalze bekommt man es nicht gleichmäßig verteilt.
Die Knauf Finishwalze ist darüber hinaus m.E. eine Fehlkonstruktion. Sie saugt sich im Laufe der Arbeit in einem Raum immer weiter mit dem feuchten Putz voll, und daher hätte man selbst bei perfektem Auftragen als Ergebnis am Anfang (bei nicht vollgesogener Walze) ein anderes Ergebnis als am Ende, wenn die Walze vollgesogen ist.
Das Ergebnis nach dem ersten Raum ist also ernüchternd. Alles andere als "Easy" und extrem ungleichmäßige Körnung. Einziger Trost: das Schlafzimmer ist eben kein repräsentativer Raum, und er wurde ja genau deshalb als "Testballon" ausgesucht. Außerdem kann man sich, da das Ergebnis sowieso ungleichmäßig ist, die Abklebeorgie in den Ecken sparen und alle Wände gleichzeitig machen.
Einen weiteren Testballon soll es aber trotzdem noch geben, und zwar im Fitnessraum, der ebenfalls zu den eher unwichtigen Räumen zählt. Gegenüber dem Schlafzimmer wurde die Finishwalze ausgewechselt. Statt der von Knauf habe ich eine Plastikwalze mit kleinen Löchern aus dem Baumarkt besorgt, die sich nicht vollsaugen kann. Außerdem hofft man ja auf eine Lernkurve und dass es besser wird.
Um es kurz zu machen: das Ergebnis ist leicht besser als im Schlafzimmer, aber definitiv nicht gut genug für die repräsentativen Räume (Wohn-/Esszimmer, Diele, Gästezimmer).
Fazit: Knauf Easyputz ist alles andere als "easy" und das Ergebnis stellt höchstens Leute ohne große Ansprüche zufrieden. NICHT empfehlenwert!
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