Für uns war von Anfang an klar, dass wir nur mit einem Bauträger bauen wollten, da wir selbst nicht die Kenntnisse haben, alles rund um den Bau zu organisieren. Natürlich lässt sich ein Bauträger diese Leistung auch bezahlen (soll heißen: es wird günstiger, wenn man es selbst macht), aber was hilft es, wenn man es sich nicht zutraut.
Uns war relativ egal, ob es ein Massiv- oder Fertighaus werden sollte. Grundrissänderungen sind bei beiden Typen möglich, daher war das kein Entscheidungskriterium.
Wichtiger ist m.E., was die Standardbauweise des jeweiligen Bauträgers ist und ob man sich damit wohlfühlt bzw. ob es das ist, was man will. Natürlich bietet auch jeder Bauträger an, etwas abweichend von seinem Standard zu bauen, aber unsere Überlegung war: je näher die Bauweise an seinem Standard ist, desto mehr Erfahrung haben sie damit und desto weniger geht schief. Oder anders herum: je mehr Wünsche abseits des Standards wir haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefgeht.
Beispiel Energiestandard: Ein Bauträger, der standardmäßig mit Fußbodenheizung und nach KfW 40+ baut, wird dort mehr Erfahrung haben als ein Bauträger, bei dem das die Ausnahmen sind.
Ein anderes wichtiges Kriterium war, wie sie mit Beschwerden / Reklamationen umgehen. Uns ist klar, dass bei jedem Hausbau irgendwas schief geht. Aber wenn etwas schief geht, muss es zügig und anstandslos behoben werden. Dieses Kriterium ist schwieriger und kaum quantitativ zu überprüfen, aber durch Internetrecherche in diversen Hausbaublogs kann man sich einen Eindruck verschaffen.
Bei uns in der engeren Auswahl waren (die angegebenen Standards galten zum Zeitpunkt der Auswahl im Frühjahr 2020):
- Viebrockhaus (Standard KfW 40+ mit LWWP, Massivbauweise)
- Kern-Haus (Standard KfW 55 mit LWWP, Massivbauweise)
- Town & Country Haus / Taunus Hausbau GmbH (Standard ENEV mit Gas und Solarthermie, Massivbauweise)
Von diesen drei haben wir uns (teilweise mehrere) Angebote eingeholt, um eine Vergleichbarkeit untereinander herzustellen. D.h. die Dinge, die uns wichtig waren (z.B. Fußbodenheizung mit Kühlfunktion), mussten rein, und es war uns egal ob das eine Inklusivleistung war ist oder als Extra bepreist wurde.
Da das Bebauungsfenster auf unserem Grundstück eher ungünstig geformt ist, und wir andererseits alles auf einer Ebene haben wollten (also große Fläche benötigt), musste man mit dem Grundriss etwas tricksen, um das Bebauungsfenster gut auszunutzen. Letztendlich wurde unser Grundriss T-förmig. Zuletzt haben wir also bei allen Anbietern auch den gleichen Grundriss vorgegeben, der auch mit kleinen Abweichungen umgesetzt wurde. Wir hatten also absolut vergleichbare Angebote.
In der weiteren Auswahl, aber aus diversen Gründen nicht bis zur Angebotsreife, waren noch:
- Bien-Zenker (Fertighaus)
- Livinghaus (Tochterunternehmen von Bien-Zenker, Fertighaus)
- Weber Haus (Fertighaus)
Wir hatten den Vorteil, das Grundstück unabhängig von einem Bauträger erworben zu haben, ansonsten hätten wir ja gar nicht die Wahl gehabt. Alle drei Anbieter haben das Hin und Her in der Angebotsphase problemlos mitgemacht und sind auf alle Wünsche eingegangen.
Unsere Entscheidung fiel letztendlich auf Viebrockhaus, und zwar aus den folgenden Gründen:
- Deren Standardbauweise lag am nächsten an dem, was wir ohnehin wollten
- Exzellenter Ruf hinsichtlich Termintreue und Mängelbehebung
- Der KfW40+ Standard inkl. PV-Anlage kam als Bonus obendrauf, war aber kein Entscheidungskriterium
Viebrockhaus war zwar selbst unter Berücksichtigung der höheren Förderung für KfW 40+ noch etwas teurer als die anderen, aber der Unterschied war relativ gering, und durch die höherwertige Ausstattung (z.B. Stahlbetondecke, Dämmung) unseres Erachtens gerechtfertigt. Die Preisunterschiede wären größer gewesen, wenn wir von jedem Anbieter ein Angebot über "sein" Standardhaus genommen hätten, aber dann hätten wir ja Äpfel mit Birnen verglichen. Hier zeigt sich, dass Abweichungen von der Standardbauweise eines Anbieters nicht nur das Risiko für Fehler erhöhen, sondern auch vergleichsweise zu höheren Mehrkosten führen. Beispiel: wir wollten keinesfalls eine Styropor-Dämmung, aber die war bei Kernhaus Standard. Man kann dort aber auch Porotonsteine gegen Mehrpreis bekommen, und das wurde im Angebot berücksichtigt. Bei Viebrockhaus ist das ohnehin Standard.
Fazit: man muss sich vor Vertragsschluss sehr genau darüber klar werden, was man will (und damit meine ich nicht den Grundriss, sondern die Ausstattung, Bauweise und Funktionen), und sucht sich dann idealerweise einen Bauträger, der das als Standardbauweise hat.
Exkurs: lohnt sich KfW 40+?
Der Energiestandard war bei uns kein Entscheidungskriterium. Wenn wir nicht unbedingt die Kühlfunktion der Fußbodenheizung hätten haben wollen, wären wir auch mit einer Entscheidung für Gas und Solarthermie fein gewesen. Der höhere Herstellungspreis wird durch den höheren KfW-Zuschuss zum größten Teil wieder aufgefangen, so dass sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht für mich als Bauherren der höhere Standard durchaus lohnt. Ich komme ja in den Genuss der langfristigen Einsparungen, aber die Mehrkosten trägt zum größten Teil der Staat. Volkswirtschaftlich lohnt es sich aber sicher nicht!
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